Wieso können Papageien eigentlich 100 Jahre alt werden und bis fast ganz zum Schluss Nachwuchs bekommen?
Nicht, dass ich es erstrebenswert fände mich im hohen Alter gleichzeitig mit Tena Lady und Pampers auseinanderzusetzen, aber wenn es mir einige Symptome der Wechseljahre ersparen würde, hätte ich selbst mit einem getunten Kinderwagen-Rollator wahrscheinlich kein Problem. Hauptsache, mein Kind und ich kämen trocken und sicher über die Straße zum Spielplatz!
Aber ich bin ja leider kein Papagei und muss mich mit einigen Symptomen während der Wechseljahre zwangsläufig abgeben. Ich habe seit einiger Zeit zum Beispiel Probleme mit geistigen Aufgaben, die ich sonst locker bewältigen würde.Es ist durchaus möglich, dass ich das jetzt Geschriebene in allen Einzelheiten in drei Tagen schon nicht mehr erinnern kann. Oder vergessen habe, dass ich morgen einen Termin habe, den ich vor einer Woche ausführlich geplant habe. Der Name meines Lieblingsschauspielers will mir partout nicht mehr einfallen – mein Gedächtnis läßt mich im Stich. Auch meine Kinder haben zur Zeit einen riesigen Spass an ihrer Mutter, für die familiäre Abmachungen wie Schall und Rauch entschwinden. Ich könnte jetzt sagen: “ Was interessiert mich auch mein Geschwätz von gestern?“ aber Tatsache ist, ich weiß es einfach nicht mehr! Und wenn es mich wohlmöglich doch interessieren würde – ich könnte nicht mehr darauf zurück greifen. Vergesslichkeit, , Lernschwierigkeiten, Konzentrations- und Denkstörungen zählen nun zu meinem Alltag. Passt total gut, wo ich doch gerade für eine wichtige Prüfung lernen will.
„Mama bekommt schon Alzheimer“, ist nicht gerade der Spruch, der mich dann aufheitert und wenn meine über siebzig jährige Mutter erleichtert feststellt, „Gott sei Dank, dass es Dir genauso ergeht wie mir. Ich vergesse auch immer alles“, beruhigt mich das auch überhaupt nicht. Hallo? Ich bin erst 49 Jahre alt und stehe für solche Vergleiche nicht gerne zur Verfügung!
Tatsächlich und Gott sei Dank haben Wissenschaftler der Rochestser Universität in New York eine Studie durchgeführt, die den Zusammenhang der hormonellen Veränderungen mit der partiellen Leistungsfähigkeit des Gehirns unter die Lupe genommen hat. 117 Frauen wurden während verschiedener Phasen der Wechseljahre befragt und regelmäßig in alltäglichen Situationen auf ihre geistige Fähigkeit hin getestet und parallel dazu auch noch medizinisch untersucht. Und siehe da: die zwischenzeitliche Gedächtnis-, Konzentration- und Aufmerksamkeitsschwäche steht in unmittelbarer Verbindung mit den Veränderungen des Hormonhaushaltes!
Hormone prägen unser Denkorgan in jeder Lebensphase – also auch in den Wechseljahren. Die Geschlechter ticken dabei völlig unterschiedlich: Männer denken z.B. viele Male am Tag an Sex und bieten diesen Gedanken riesig viel Platz. Frauen räumen nur eine kleine Stelle für diesen Gedanken frei, haben aber dafür massig viel Stauraum, um Gefühle zu verarbeiten. Sie erinnern sich an Konflikte, von denen Männer meinen, es habe sie nie gegeben.
Schon von Geburt an funktioniert das Gehirn dank der Hormone männlich oder weiblich. Während bei uns Mädels zunächst Mal der Treibstoff Östrogen vorherrscht, ist es bei den Jungens das Testosteron, das für den Unterschied zwischen den Geschlechtern steht.
Das Östrogen reguliert bekanntlich ja das Wärmezentrum im Gehirn und hält die Körpertemperatur konstant. Die Hitzewallungen, die in den Wechseljahren auftreten können, ziehen unter Umständen das Wortgedächtnis in Mitleidenschaft, fanden amerikanische Wissenschaftler 2008 heraus. Auch sind für das Erlernen und Anwenden neuer Informationen vor allem zwei Hirnregionen verantwortlich , die mit vielen Östrogenrezeptoren ausgestattet sind: der Hippocampus und der präfrontale Cortex. Beide sind sensibel für Schwankungen im Östrogenspiegel.
Aber man darf natürlich nicht alle Gedächtnisprobleme auf Hormonveränderungen zurückführen. Auch Altersveränderungen oder Erkrankungen können eine wichtige Rolle spielen. Wie immer ist auch bei diesem Thema die Gesamtschau wichtig.
Um nicht immer wieder in belustigte Gesichter blicken zu müssen oder Fragen wie „wo warst Du eigentlich gestern?“ beantworten zu müssen ,habe ich nun meine jüngere Freundin zu meinem persönlichen „Post-it“ gemacht. Sie weiß über die meisten meiner Belange Bescheid und erinnert mich an meine Termine und Vorhaben.
Wenn ich es nicht vergesse, ihr sie vorher mitzuteilen.
In diesem Sinne!
Cornelia Marsch
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