Mein Gehirn fängt Feuer
Schreiben Sie mir Ihre Geschichte!
Bei mir begann es schleichend und fast unbemerkt. Ich konnte mich plötzlich nicht mehr mit Umständen zufrieden geben, die ich jahrelang toleriert hatte. Es waren Situationen die den Partner betrafen, die Kinder oder Anforderungen im Job, die ich nicht mehr kommentarlos über mich ergehen lassen wollte. Ich stellte eine Form von Härte an mir fest, die ich bislang nur von meinen makulinen Mitmenschen kannte und mir an der einen oder anderen Stelle durchaus gewünscht hätte. Aggressionen, das Wissen darum, was ich wollte und das „Nein-sagen“ waren plötzlich in mein Leben getreten und ließen meine Familie und Freunde erstaunt fragen „was ist eigentlich los mit Dir?“. Wieso z.B. geriet meine Beziehung zu meinem Partner, an der ich so vehement festhielt und in der ich immer alle Turbulenzen über mich ergehen lassen hatte, wie aus dem Nichts in ein stark empfundenes „Aus“? Es hatte sich doch nichts verändert. Alle Umstände waren an diesem Tag die selben wie gestern und die Tage zuvor. Aber irgendetwas bewegte sich in meinem Kopf. Etwas, dass sich von meinen Gefühlen entfernte und mich los marschieren ließ. Ungewohnt analytisch, irgendwie los gelöst von meinem sonst so forderndem Bauchgefühl. Ich fand so einen neuen und harmonischeren Umgang mit meinem Partner. Die Flapsigkeiten meiner pubertierenden Kinder und die ständige, in dem Alter typischen Grenzüberschreitungen zerrten nach wie vor an meinen Nerven, aber ich trat ihnen mit einer mir völlig unbekannten Strenge und vor allem Konsequenz entgegen.
Es war so, als wenn sich in meinem Kopf völlig neue Verknüpfungen ergeben hätte. Natürlich hatte ich mein Leben bis zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger im Griff und habe bestimmt auch keinen hilflosen und völlig genervten Eindruck auf meine Umgebung gemacht. Es waren eher die neuen Verhaltensweisen, die sich in kurzer Zeit und vor allem ohne äußerliche Veränderungen in mir breit machten und mich anders als gewohnt reagieren ließen. Es war nun an mir mich zu fragen „was ist eigentlich los mit Dir?“.
Ich weiß nicht mehr, wie mir das Buch von Dr. Christiane Northrup „Weisheit der Wechseljahre“ über den Weg lief … es war für mich aber der Schlüssel zur Erkenntnis. Die amerikanische Ärztin beschrieb meinen neuen Zustand als wenn sie ihn an meiner Seite erlebt hätte. Mein Gehirn fängt Feuer! Tatsächlich scheint es nicht ungewöhnlich zu sein, dass Frauen sich während der Zeit ihres Klimakteriums nicht nur körperlich verändern, sondern sich auch in ihrer Persönlichkeit weiter – entwickeln. Hormonelle Veränderungen, die typisch für den Wandel im Klimakterium sind, legen einen Schalter in der Gehirnregion um, die mit verstärkter Intuition verknüpft ist. Das Gehirnveränderungen in den Wechseljahren einsetzen ist wissenschaftlich belegt. Der schwankende Östrogen – und Progesteronspiegel beeinflusst u.a. das limbische System unseres Gehirns und wir stellen mitunter fest, dass wir reizbar, ängstlich und emotional labil werden. Unsere Gesellschaft und Kultur will uns glauben lassen, dass unsere Stimmungsschwankungen nichts weiter als ein Resultat wütender Hormone sind. Doch schaut man genauer hin, stellt man fest, dass hinter den vielen hormonellen Veränderungen im Gehirn und Körper in Wahrheit ständig wiederkehrende Stresssituationen stecken (z.B. mit dem Partner, Kindern oder im Beruf). Nun ist es an der Zeit, sich mit den über Jahren angesammelten Bedürfnissen, Wünschen und Sehnsüchten zu befassen. So gesehen ist das Klimakterium ein Spiegelbild der Pubertät. Auch hier machten unser Körper und unser Gehirn bedeutende hormonelle Veränderungen durch. Sie gaben uns die Kraft uns von unseren Familie zu lösen und unsere Persönlichkeit zu entwickeln. Im Grunde nehmen wir den Faden wieder auf, den wir in der Pubertät fallen gelassen haben. (aus „Weisheit der Wechseljahre“ Dr. med. Christiane Northrup, Verlag Zarbert Sandmann, 3. Auflage 2009))
Einige Frauen machen sich beruflich auf den Weg und arbeiten Wünsche auf, die sie zugunsten der Familie in den Hintergrund gestellt hatten. Die Kinder sind groß genug oder schon aus dem Haus und dem Partner wird schonend beigebracht, dass jetzt (wieder) die eigene Karriere im Mittelpunkt steht. Oder der langweiligen und wortlosen Beziehung wird endlich das Ende gesetzt, auf das sie eigentlich schon lange gewartet hat.
Mit anderen Worten: Frau zieht ihr „Ding“ durch. Und das in der Lebensmitte – mehr oder weniger zwischen dem 45. und 54. Lebensjahr. Ob es nun den Wechseljahren geschuldet ist oder den äußerlichen veränderten Umständen im vierten und fünften Lebensjahrzehnt will ich dahin gestellt sein lassen. Meine Erfahrungen aus meiner Praxis zeigen mir aber, dass es genau diese Jahre sind, die Frauen über ihre jetzige Situation und über das „was erwartet mich eigentlich noch?“ nachdenken lassen.
Blicken Sie auf eine solche Wandlung und ihre Geschichte zurück? Hat Ihr Gehirn auch Feuer gefangen und sie auf Wege geführt, die Ihnen völlig neu aber womöglich insgeheim ersehnt schienen?
Schreiben Sie Ihre Geschichte auf! Ich möchte gemeinsam mit Frauen gleicher Erfahrungen ein Buch entstehen lassen, das anderen Frauen Mut machen oder auf ihrem neuen Weg bestätigen kann.
Sie trauen sich das Schreiben nicht zu? Dann rufe ich Sie auch gerne an und Sie können mir Ihre Geschichte erzählen.
Selbstverständlich werde ich Ihre persönliche Daten vertrauensvoll behandeln. Ihre Namen werden nicht genannt bzw. geändert.
Redaktionsschluss ist der 31. Oktober 2016 – genug Zeit also, den Sommer zu genießen und vielleicht die hoffentlich wenigen Regentage zu nutzen, um sich an den Schreibtisch zu setzen.
Ich freue mich auf Ihre Geschichten!
Herzlichst
Cornelia Marsch
Nachdem ich mit knapp 19 Jahren Mutter wurde, mich dann mit 30 recht radikal mit einer Steri entschloss keine weiteren Kinder mehr zu bekommen -weil ich mich wieder ins Berufsleben stürzten wollte- dann bereits mit 40 Oma wurde und auch das in vollen Zügen einfach nur genoss, dachte ich nie und nimmer, weil ich ja alles immer so „zeitig“ erledigte, dass ich noch mit 55 Jahren meine Periode bekam und dass mit einer Präzission wie ein Schweizer Uhrwerk. Das brauchte ich nun wirklich nicht mehr und beschloß wieder einmal radikal – durch Hormone – dem monatlichen – nun unnötigem – Besuch den Garaus zu bereiten …… hat geklappt, aber mit fiesen Nebenwirkungen: 18kg Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen und anderen Wehwehchen. Als meine Gynäkologin mir dann nach einem Jahr Einnahme erklärte, dass sich die Periode nun eh nicht mehr einstellen würde, weil meine Eierstöcke nun pennen, habe ich die Pillen in den Müll geworfen und mich der neuen Situation positiv gegenübergestellt: ENDLICH MENOPAUSE !!
Jetzt ging aber ganz was anderes ab> Ich, die immer friere wie ein Schneider, bin plötzlich wie aus heiterem Himmel schön warm ( nur wenn`s wirklich fies kalt ist, kommt diese blöde Wärmeflut einfach nicht ) – übrigens haben mein Mann und ich die erste kleine Hitzewelle mit einer Flasche Schampus am Sylter Strand gefeiert – mir tun die Knochen weh, die Muskeln schmerzen wie blöde, die Finger werden dick, nachts liege ich wach und lese ( mann/frau könnte ja mit dieser Situation auch was anderes anfangen, aber irgendwie lese ich dann meistens lieber ) ….. Ok, Ok, das kennt ihr von euch ja auch alles sagt ihr euch gerade …..
…. und, wie sieht es mit eurer Einstellung zu ganz alltäglichen Dingen aus ? Na ? auch so gelassen geworden ? schon beängstigend, dass man meinen könnte, man wäre phlegmatisch ? braucht ihr auch nur noch 2-3 gute Freunde und der Rest kann euch mal ? Müsst ihr euch auch nichts mehr beweisen ? Ich, die immer als erste den Finger hob, wenn einer fragte, wer für die Party was backt oder vorbereitet, ich drücke mich mit einem mal – sollen doch die anderen mal machen, ich gehe in der Zeit lieber zur Kosmetikerin, oder spazieren. Ich, die immer gerne die Musik meiner Jugend hörte – Uriah Heep, Zappa, Stones und Co – jetzt könnte ich laufen gehe, sonst bekomme ich Depris.
Ich bin gespannt, wann mal ein Tag vergeht, wo ich nicht daran erinnert werde, dass ich nun eine Frau in den Wechseljahren bin – aber war man nicht immer in irgendeiner Phase ? Warum ist das jetzt was besonderes ? Nehmen wir es positiv und sprechen lieber von einer besonderen Zeit, eine Zeit der Einsicht, der Muse, der Ruhe und Gelassenheit, einer Zeit ohne sich beweisen müssen, ohne Druck und ohne Zwang, ohne dass einem einer noch was sagen müsste ( weil ich ja eh alles weiß ) – über das negative denken wir nicht nach, passt im Moment nicht in mein Zeitfenster.